News-Archiv | Artikel vom 08.11.2017

Deutschlands Sparkönige

Hesse müsste man sein. Zugegeben, nicht unbedingt wegen des Dialekts. Aber wenn es um das Thema Sparen geht, stehen die Hessen tatsächlich ganz oben. Rechnerisch können sich die Bewohner Hessens mit durchschnittlich 48.570 Euro über die höchsten Pro-Kopf-Spareinlagen in ganz Deutschland freuen. Mit deutlichem Abstand folgen die Hamburger; sie haben immerhin 31.000 Euro auf der hohen Kante. Auf dem dritten Platz im Bundesländer-Ranking nach den absoluten Sparsummen landet Bayern mit 26.756 Euro, wie eine aktuelle Auswertung der Postbank zeigt. Geldanlagen mit mehr als zwei Jahren Laufzeit oder Bausparverträge werden in diesen Zahlen allerdings nicht berücksichtigt.

Geld zu Geld? Der Zuwachs fällt in den einzelnen Bundeländern sehr unterschiedlich aus. Am stärksten haben die Menschen in Bayern ihre Rücklagen ausgebaut – um immerhin 2.124 Euro. Den niedrigsten Zuwachs erzielten Sparer in Sachsen-Anhalt. Ihre Ersparnisse wuchsen gerade mal um 276 Euro. Damit vergrößert sich der Unterschied zwischen alten und neuen Bundesländern weiter. Das aber dürfte nicht in erster Linie auf unterschiedlich ausgeprägte Fähigkeiten bei der Geldanlage zurückzuführen sein. Die Zahlen erzählen weitaus mehr über die Lebenswirklichkeit und Lebensbedingungen vieler Menschen. Sie spiegeln unter anderem den Anteil der Erwerbstätigen in der Bevölkerung, das Einkommensniveau und die Altersstruktur. Häufig gilt: Je älter die Menschen, umso weniger bleibt fürs Sparen übrig. Ihre Renten halten mit der Preisentwicklung kaum Schritt. Gerade die Ausgaben für Miete, Strom, Heizung und Wasser schlagen kräftig zu Buche. Statt ihr Guthaben mehren zu können, müssen viele Ältere auf ihre Reserven zurückgreifen. Vergleichsweise gut dran ist, wer anständig verdient und während seines Berufslebens für das Alter vorsorgen kann. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, wusste schließlich schon Erich Kästner.




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